1989 ging einiges in die Brüche

Wir nahmen mit "PINK" nocheinmal die Fährte auf, durchcomputerisiert aber für die damalige Zeit noch zu früh. Die Technik war noch nicht so stabil, wie es erforderlich gewesen wäre. Siggi Richter Pink in Pose. Von Henning fotografiert: ...und die letzte Zahl heisst DREIwar inzwischen zu uns gestoßen, was für die "PINK"-Aktionen (Munti, Bass, Gitarre, Keyboards und Drumcomputer) unbedingt erforderlich war. Legendär der Auftritt im Pressluftschuppen "Max Lademann" in Texas (Nordwest), bei dem unser Schlagzeuger (ein C64, den ich dummerweise auf die Heizung gestellt hatte, gekoppelt mit einem Fricke MFB 512 Drum-Modul mf) plötzlich, mitten im Titel, auf Dauerfeuer schaltete. Peinlich, aber der Abend war dann gelaufen. Auf die Gage bei den Lademännern haben wir dann mehr oder weniger freiwillig verzichtet, wenn ich es mal so ausdrücken darf.

Fast noch legendärer, wenn man "legendär" überhaupt steigern kann, war der "PINK"-Auftritt im Eisenbahner. Kurz vor Beginn des Gigs war das oben genannte Drum-Computersystem abgestürzt, so dass Martin in den Pausen zwischen den Runden die jeweils nächste Runde drummäßig programmieren musste. Er hat wohl selten in seinem Leben solche Stresssituationen durchlitten. Verschärft wurde die brenzlige Situation dadurch, dass interessierte Fans auf die Bühne kamen, ihm über die Schulter schauten und mit Fragen wie: "Machst'n du da?" das Nervenkostüm des Programmierers weiter ins Flattern brachten.

In der "großen" Band, bei MOBIL, ersetzte Siggi nach und nach die zweite Gitarre, die Detlef damals spielte. Mit Peter, der wieder für Lutz gekommen war, ging der Stil etwas vom Blues weg, wurde gesangsbetonter und "mittiger". Auftritte waren nicht mehr so häufig und so spektakulär wie zu Beginn der Achtziger, alles wurde geordneter, professioneller. Neue Fahrzeuge sicherten nunmehr An- und Abfahrt, egal von wo nach wo. Das Muggen wurde zur Normalität. Ab und zu eine Einstufung, aber das sind ganz andere Geschichten. Instrumente für hartes Geld besorgen, besonders Siggi hat das Budget durch den Zukauf von Keyboards mehr als einmal unter die Nulllinie gedrückt.
Ja, und plötzlich war Gunnar weg. Er sah die einzige Möglichkeit, nicht mit mobil (zeitweise haben wir überlegt, ob wir uns nicht in "senil" umbenennen sollten) in Rente zu gehen darin, dass er sich über Ungarn im Sommer 1989 absetzte. Irgendwann kam eine Karte aus München

Ich dachte schon, ich würde nie wieder "Like a Rolling Stone" mit Gunnar zusammen spielen (man hatte sich so daran gewöhnt und es war einer der Höhepunkte jedes Auftritts), aber dann ging es Ruck-Zuck (gibt es übrigens einen gleichnamigen Titel von "Kraftwerk") und alles war wieder ganz anders.