Umbesetzungen wegen "die Fahne"

Der kontinuierlichen Arbeit mit einer Band stehen natürlich die Einsätze der Musiker bei der Fahne (egal ob Grundwehrdienst oder Reserve) in einem antagonistischen Widerspruch gegenüber. (Zur Erläuterung: antagonistischen Widersprüche sind nur durch Auflösung des Systems, in dem sie bestehen, zu beseitigen.) Mobil besteht noch, die Fahne hat sich aufgelöst. Mobilisten posieren im Kellerloch. Beine von Siggi. Gunnar ohne Bart, Martin mit Kurzhaar und -bart nach Reserve. Foxi bei der FahneVerschiedene Kollegen haben uns über diese Zeit geholfen, so z.B. Tino Persch, der von Orakel zu mobil kam. Mit Orakel haben wir in der Hegelstraße (AG Jazz, Jimi und Kollegen) Bluesabende ausgetragen, Orakel auf der einen, wir auf der anderen Seite des Saales. In dieser Aufstellung haben wir sogar "Juniors Wailing" (Steamhammer) gejammt. Interessant wurde es dadurch, daß die Orakler den Titel ein klein wenig anders spielten und die Laufzeit des Schalls (330 m/s, bei der dicken Luft in der Hütte vielleicht sogar etwas weniger) zu rhythmischen Verschiebungen und Verschachtelungen führte. In der Hegelstraße betrat dann auch das erste Mal Andrea, genannt Trudi die Szene - noch nicht die Bühne - das tat sie wenig später. Sie sang, organisierte, managte, glättete ein wenig das rauhe Klima der mobil-Männergemeinschaft und bot für die Optik weit mehr als die zotttligen und zauseligen Mobilisten. Auftritte im und vor'm "Eisenbahner", oft mit anderen Bands gemeinsam kündeten damals schon an, daß das Bluesige nur noch von Spezialisten gehört wurde, die große Welle war weitergeschwappt in Richtung Punk und Alternatives. Wir durften die Hartgesottenen (Klein-Ammenslebener) bei Dampferfahrten begleiten (in der Schleuse dachte ich aufgrund des Echos von den Schleusenwänden im ersten Moment, daß die Anlage ihren Geist aufgegeben hatte...)
Der Rückgang der Anzahl der Auftritte ist nicht zuletzt auch auf den Reservedienst des Band-Leaders Ende 84 zurückzuführen. Einmal zum Jahresende, wenn die Muggen für das Folgejahr "klargemacht" werden, aus dem Verkehr gezogen, führte zu einen drastischen Rückgang im Folgejahr 1985, der erst nach und nach wieder ausgeglichen werden konnte. Die Schwarz-Weiss-Aufnahmen sind aus dem Fundus von Andrea, ich konnte mich nicht mehr daran erinnern. Es ist entweder ein Pressefest-Open-Air oder ein Auftritt in Dodendorf. Es war die wilde Zeit, zu der ich als Band-Leader 3 (in Worten: "drei") Gitarristen zu bändigen hatte. Wer ein bisschen von der Sache versteht, weiss, wovon ich spreche.
Awful.
Aber hübsche Ideen für Werbefotos hatten wir damals. Wir sitzen einmal auf den Absperrungsketten (siehe unten) an der Rogätzer Straße, direkt vor dem Getränkestützpunkt. Lutz ist nicht betroffen, alle anderen werden wahrscheinlich durch eine interessante Frau auf der anderen Straßenseite (vor dem "Hansa-Eck") von dem eigentlichen Zweck der Aufnahme abgelenkt. Die Jungs ließen sich überhaupt immer wieder von solchen Sachen ablenken. Aber an und für sich waren wir grundsolide, eher zurückhaltend oder gar schüchtern.
Wir hatten noch die Idee, uns im Schaufenster des besagten Getränke-Stützpunktes zu drapieren und auf die Scheibe den berühmten Spruch "Negerküsse ausverkauft" zu schreiben (stand fast jeden Sonnabend dort) aber das haben wir dann nicht gemacht, weil die Gefahr bestand, dass man uns das als rassistische Äusserung auslegen würde. So ist es bei der netten Aufnahme im Rückspiegel des Octis geblieben. Kommerziell verwertet haben wir diese Aufnahmen allerdings nicht; die oben stehende Farbaufnahme in einem Kellerloch der Thälmann-Oberschule (Selbstauslöser-Aufnahme) schon. Kam auch ganz gut an.