Von Wismar nach Zittau und zurück, meistens aber Salzwedel

Und es lief gut. Auftritte in Wismar, Zittau, Halle, Leipzig, nördlich, südlich und auf dem Harz, in der Altmark (man denke an die legendäre Tour Klötze - Apenburg - Salzwedel [Insider erinnern sich an Benno's Slogan "MOBIL: HART-HEISS-ERREGEND"]), immer wieder in Magdeburg, Jüterbog, Berlin und anderen Provinznestern. Wir mußten Detlefs Reservezeit und Foxi's eineinhalb Jahre bei der Fahne überbrücken, Tino Persch sprang ein, mit Gitarre und Munti. Als Detlef wieder da war, hatten wir zeitweise 3 Gitarristen. Für einen Bandleader nicht ganz einfach zu bändigen. Peter ist wieder ausgestiegen, nachdem wir (Detlef und Martin, johlend) aus einer seiner PA-Tiefton-Boxen ca. 4 Liter Bier beim Heraustragen nach der Mugge auf den Tanzboden des Winterfelder Etablissements schütteten.

Stichwort Winterfeld. Überhaupt Altmark war immer toll.MOBIL posiert in der Besetzung Lutz Redlich, Martin Freitag, Gunnar Böhrs, Tino Persch und Detlef Albrecht. Foxi bei der Fahne. Irgendwann 1983Das Publikum ließ sich sowohl vom Fassungsvermögen als auch vom Verhalten mit einem Öltanker vergleichen. Sehr trinkfeste Leute, die schwer in Schwung kommen, wenn sie es aber einmal sind, der Band Schläge androhen, wenn sie "den letzten Titel" ankündigt.
Beim Aufbruch nach jeder Mugge im "Hanseat" hatten die Anwohner nachts um halb zwei auch ihre Freude, denn sämtliche Mobilisten und die "Hanseat"-Crew mußten die Octis anschieben (Kälte, Batterie usw.) Es gab Gejohle und vor allen Dingen den obligatorischen Tritt auf's Gaspedal, wenn die Dinger dann "kamen", allerdings ohne Auspuff, geschweige denn Schalldämpfer. Rumpelnd und dröhnend wie eine anglo-amerikanische Terror-Bomberstaffel beim Abdrehen vom Angriff bewegten sich die Octis wieder nach Hause, gen Magdeburg...
Da fällt mir doch noch eine Geschichte ein. Gunnar war mit dem grünbraunen Octi etwas besser weggekommen als ich und wurde als erster in Gardelegen von einer nächtlichen Polizeikontrolle weggefischt. Die Genossen meinten schon bei ihm, daß das Fahrzeug doch recht laut sei, dabei hatte er zwar einen Rest eines zerfressenen, aber immernoch als solchen zu bezeichnenden Vorschalldämpfers. (Nachschalldämpfer waren für Octis nicht Pflicht [kleiner Scherz]) Gunnar hat aber die Herren schon darauf vorbereitet, daß noch ein Fahrzeug käme, das mindestens ähnliche Probleme mit der Ausuffanlage hätte. (das heißt, ich hatte gar keine [Auspuffanlage]. Am Zylinderkopf war der Auspuffkrümmer für die 4 Zylinder, daran schloß sich ein Stück Auspuffrohr [Original Nachbau, von Peter geschweißt!] an, das unter dem Fahrzeug in Höhe Fahrerfußraum endete. Die Maßnahme zur Schalldämpfung bestand darin, daß ich das Ende dieses Rohres mit dem Hammer flach gekloppt hatte. Gab einen satten Sound!) Gunnar beschrieb später, daß man aus vielen Kilometern Entfernung das Nahen des blaugrünen Octies wahrnehmen
konnte. Das Geräusch wurde mitLutz on drums. Ausnahmsweise die Sticks richtigherum. Muß irgendein Stück sein, das man sonst mit Besen spielt "hubschrauberähnlich" beschrieben und schwoll zum unerträglichen Lärm an, als ich um die Kurve bog, in der die Kontrolle war. Ich sah aus meiner Position Gunnar und die Bullen da stehen und dachte by myself: Jetzt sind die Papiere weg, Gunnar haben sie auch schon...wie kommen wir dann nach Hause... Aber: ein Art euphorische Begeisterung durchströmte mich, als mich die Herren sogar durchwinkten! Bloss schnell weiter... Gunnar hatte sein gesamtes schauspielerisches Talent in die Waagschale geworfen, Verzweiflung gemimt und gebarmt, daß man ja keine Ersatzteile kriegt, dann ist alles so teuer usw. usf. Unglaublich. Vielleicht wollten die aber auch nur, daß ich mit meinem Geknatter nicht auch noch anhalte und besser so schnell wie möglich die Stadt wieder verlasse. (Mehr Octi-Stories hier anklicken!)
Altmark - Salzwedel - Hanseat: Das war eigentlich immer ein Heimspiel. Detlef ist dort seiner Jeans-Jacke verlustig gegangen, das war nicht so toll. Auch nicht so toll war die Sache mit der durchgebrannten Zylinderkopfdichtung, wir mußten eine Octi stehenlassen, ein bißchen umladen und sind dann im Trabi nach Hause gefahren. Am nächsten Tag den Octi holen. Schlimmer war aber noch die Aktion, den Hänger, dem ein Rad abgebrochen war, aus der Gegend von Gera am nächsten Tag zu holen. Diesen Job haben Peter und Gunnar übernommen. Gunnar mußte sich noch wochenlang der Telefongespräche vom Veranstalter erwehren: Der hatte die Hütte voll und wir kamen nicht an. Frust auf allen Seiten. Es ist aber nur dieses eine Mal passiert, daß wir nicht zum Auftritt kamen.

Nicht nach Hause gekommen sind wir öfter.